Auf den beiden letzten Sitzungen der Standard-Fachkommission des ZDRK wurden zwei neue Farbenschläge der gescheckten Farbenzwerge mit Mantelzeichnung zum Anerkennungsverfahren zugelassen. Es sind die havannafarbig-weißen Farbenzwerge, deren Zulassung als Neuzüchtung im Juni in Bad Lauterberg erfolgte und die rot-weißen Farbenzwerge, die den vorgenannten im Dezember in Erfurt auf dem Fuße folgten, weil auch hier die Zulassungsbedingungen erfüllt waren. Zurzeit befassen sich jeweils 7 Zuchten mit diesen Neulingen - bei den Havanna-weißen in den Landesverbänden B, H, I und Z, bei den Rot-weißen in den LVs C, H, I, W und Z. Die bereits in Erfurt von Nicole und Thomas Gerlinger vorgestellten vier Rammler und zwei Häsinnen der "Mini-Mecklenburger" in havannafarbig-weißem Ornat erfreuten sich auf der Bundesrammlerschau einer sehr positiven Resonanz nicht nur beim interessierten Publikum, sondern auch bei den Mitgliedern der Fachkommission, denn sie überraschten allesamt durch eine sehr typvolle Erscheinung. Zu einem 1.0 konnten die Preisrichter keine Zuchtwerteinstufung abliefern, denn er blieb wegen nicht entzifferbarer Kennzeichnung ohne Bewertung, aber die anderen erhielten dreimal ein sg und zweimal ein Patt in Position 2 mit positiver Erwähnung des Typs oder der Form. Die Kopfbildung (Pos. 4) wurde bei allen fünf Tieren gelobt, in zwei Fällen mit einer gelichzeitigen positiven Einschätzung der Ohren; in den anderen Fällen waren diese nach Einschätzung der Juroren entweder etwas lang oder etwas faltig. Eine sehr gute Mantelzeichnung wurde allen bescheinigt, aber dazu kamen in vier Fällen leichte Einschränkungen wegen kleinen Farbflecken im Vorderfußbereich oder in einem Fall wegen leicht gefärbter Unterlippe.
Wie unterschiedlich die Einschätzung der gefärbten Unterlippe sein kann, ist daran abzulesen, dass der gleiche 1.0 auf der Bayerischen Landesclubschau wegen geschlossener Unterkieferzeichnung ausgeschlossen wurde. In Erfurt wurde die Zeichnungsfarbe dreimal als untadelig eingestuft; lediglich bei einer Häsin war die Nasenspitze leicht weiß durchsetzt. Mit zwei sehr guten und drei guten Einstufungen wurde angesichts der kurzen Laufzeit ein ausgezeichnetes Resultat erzielt. Ein mit sg 8/5 bewerteter Rammler von Nicole Gerlinger konnte mit einem Sachehrenpreis belohnt werden. Der ebenfalls in Puncto Kopf und Ohren sehr gute Rammler von Thomas Gerlinger erhielt sg 8/4.
Alles in allem ein sehr viel versprechender Beginn, und man darf nur hoffen, dass die engagierten Züchter diesem Farbenschlag treu bleiben und weitere Interessenten hinzu gewonnen werden, damit er nicht das gleiche Schicksal erleidet wie die thüringerfarbig-weißen Farbenzwerge, die im Januar das Feld räumen mussten. Die gleiche Hoffnung muss auch an den rot-weißen Farbenschlag geknüpft werden, der erst auf der Bundesrammlerschau in Oldenburg auf Bundesebene in die Konkurrenz eingreifen wird.
Der Berichterstatter kann sich nicht enthalten, den Züchtern der Farbenzwerge mit der schönen Mantelzeichnung an dieser Stelle ein paar warnende Worte auf den Weg zu geben. Nachhaltig zu warnen ist vor einer zu starken Verzettelung. Sicherlich gibt es noch viele weitere Farbenschläge, die theoretisch möglich wären. Man braucht nur bei den Zwergwiddern nachzuschlagen, wo sage und schreibe 14 Farbenschläge mit Mantelzeichnung bereits anerkannt sind. Nach meiner Auffassung täten die Freunde der Farbenzwerge mit Mantelzeichnung sehr gut daran, die beiden Farbenschläge, die ab dem Zuchtjahr 2013 anerkannt sind und ab dem 1.10.2012 in der Allgemeinen Abteilung ausgestellt werden dürfen, nämlich die Blau-weißen und die Schwarz-weißen, zu festigen und weiter zu verbreiten und sich in der näheren Zukunft bei den Neuzüchtungen auf die drei zugelassenen Farbenschläge zu konzentrieren, nämlich die wildfarben-weißen, die havannafarbig-weißen und die rot-weißen Farbenzwerge, um diese mittelfristig ebenfalls als anerkannte Farbenschläge im Standard zu etablieren. Alles andere wäre, so fürchte ich, Harakiri.
Walter Hornung, Zuchtwart Zwergkaninchenclub W 101