Einleitung:
Moritz - Züchter: J. Zscharschuch Foto: HornungDer kritische Leser wird sich zu Recht fragen, was ein Beitrag über Löwenköpfchen auf der Homepage der Arbeitsgemeinschaft der Hermelin- und Zwergkaninchen-Clubs zu suchen hat. Nun, dazu gibt es drei Erklärungen: Erstens hat mir der Webmaster, mein Freund "Manni" (Kuiper), mitgeteilt, dass der Webseite eine kleine Auffrischung gut täte: " Wenn du in der französischen Region Langeweile hast, für ein paar Bilder und einen Artikel von den Löwenköpfchen habe ich immer Platz auf der AG-Seite." Zweitens zählen mittlerweile etliche Clubmitglieder der Zwergkaninchenzüchter-AG - einschließlich meiner selbst - zu der inzwischen stattlichen Zahl der Züchter der rhönfarbigen Neuzüchtung LK. Drittens werden die LKs nach meinen bisherigen Informationen in nächsten EE-Standard unter der Bezeichnung "Zwergkaninchen-Löwenköpfe = ZwKLK" firmieren, womit auf europäischer Ebene zumindest eine rechtfertigende Zuordnung geschaffen würde. Die Zuweisung zu bestimmten Rasse-Abteilungen nach der Körpermasse, die ja in unserem ZDRK-Standard schon immer bei den Normalhaarrassen angewendet wird, scheint dort eine übergeordnete Rolle zu spielen, wohingegen in unserem Standard 2004 zusätzliche Zuordnungen nach der Fellhaarbeschaffenheit (Satin, Kurzhaar, Langhaar) angewendet werden. Wohlan denn: Obwohl von Langeweile nicht die Rede sein kann, soll der Ermunterung Folge geleistet werden.

Stand der Dinge bei den rhönfarbigen Löwenköpfchen
Unter verschiedensten Bezeichnungen, wie "Löwenkopf-Zwergkaninchen", "Löwenmähnen-Zwergkaninchen", "Zwerg-Bartkaninchen" oder einfach "Mähnenkaninchen" spielten die LKs bei den Heimtier-Liebhabern und folglich in den Zoogeschäften schon seit gut 20 Jahren eine bedeutende Rolle, aber in das Gravitationsfeld des ZDRK gerieten sie erst im Oktober 2010, als einige Züchter von rhönfarbigen Farbenzwergen in Rhönkaninchen-Clubs die Idee unterbreiteten, nach dem Ende der Zulassungssperre rhönfarbige, sprich birkenstammfarbige Löwenköpfchen als Neuzüchtung zu beantragen. Nach dem damaligen Diskussionsstand über Zulassungschancen waren mehrere Gründe für diese Festlegung ausschlaggebend:

  1. Ohne die Fixierung auf einen genetisch eindeutig definierten Farbenschlag wurde keine Chance auf Zustimmung der Standard-Fachkommission gesehen.
  2. Die Kombination von zwei rezessiven Eigenschaften - sog. Chinchillafaktor achi und sog. Japanerfaktor bj - bedeutete zumindest für die Farbreinheit einen Verzicht auf langwierige Verdrängungszucht.
  3. Die Zugriffsmöglichkeit auf die in den Rhön- und Farbenzwerge-Clubs gezüchteten Farbenzwerge versprach zusätzlich einen kurzen Anlaufweg zur farblichen Reinerbigkeit.
  4. Die Festlegung auf einen gänzlich neuen Farbenschlag sollte für eine klare Abgrenzung gegenüber den mehrfach spalterbigen "Zootieren" sorgen.

Die quantitative und qualitative Erfüllung der Zulassungsbedingungen führte zu einem problem-losen Zustimmungsbeschluss im Januar 2011 (Rheinberg). Weitere Zusammenhänge und farb-genetische Hintergründe sind in dem Bericht nachzulesen, den Jens Zscharschuch und ich veröf-fentlicht haben (Kaninchenzeitung, 16/17I2011). Da ich davon ausgehe, dass jeder Clubzüchter dieses Fachorgan abonniert hat, beschränke ich mich auf diesen Hinweis und vermeide es im fol-genden weitgehend, Dinge zu wiederholen, die dort stehen, berichte also über das, was sich seitdem zugetragen hat und was ich hinzugelernt habe.

Ein ungeahnter Boom
Fest steht, dass die Veröffentlichung des Beschlusses der Standard-Fachkommission und des Fachberichts einen selbst in unseren kühnsten Träumen nicht erwarteten Boom ausgelöst hat. Binnen Jahresfrist schlossen sich - außer mir selbst - rund 20 weitere Interessenten den ur-sprünglichen 6 Antragstellern an, und ohne Übertreibung kann man sagen, dass sich darunter einiges an "ZDRK-Prominenz" befindet. Das äußerst gute Abschneiden dieser Neuzüchtung bei ihrem ersten Auftreten auf einer Bundesschau (Erfurt) trug zu dieser Entwicklung zusätzlich bei. Alle verkäuflich gemeldeten Tiere gelangten in weitere Zuchten. Daher hier im Auszug der Bericht über die Erfurter Neuzüchtungen, der im Erscheinen begriffen ist:
"Die Schar der rhönfarbigen Löwenköpfchen nahm sich mit insgesamt 15 gemeldeten und 12 ausgestellten Tieren aus 6 Zuchten von der Zahl her eher bescheiden aus, aber die von den Richtern bescheinigten Qualitätsmerkmale konnten sich absolut sehen lassen. Als Ergebnis einer sehr behutsamen Bewertung, bei der in allen relevanten Positionen sowohl Vorzüge als auch Schwächen - soweit vorhanden - konkret benannt wurden, war der Zieleinlauf mit dreimal gut und neunmal sehr gut recht überzeugend. Somit schlug ein Durchschnitt zu Buche, der zwischen sg 8/3 und 8/4 lag und eine sehr solide züchterische Arbeit belohnte. Kein Tier fiel mit nb unter den Tisch, und mit fünfmal sg 8/5 aus drei Zuchten lag die Leistungsspitze nah beieinander. Gleich zwei Tiere von Jens Zscharschuch, Niederfrauendorf, konnten besondere Auszeichnungen erringen: LVE für einen 1.0 und SachE für eine 0.1. Eine Häsin von Walter Hornung, Münster, ebenfalls sg 8/5, hatte dank ihrer sehr guten Körperform knapp die Nasenspitze vorne: KlS.
Dennoch muss bei kritischer Betrachtung festgehalten werden, dass noch viel Zuchtarbeit geleistet werden muss, denn nur zwei Tiere erhielten in Position 2 eine ausschließlich positive Wertung. Mehr als die Hälfte der Tiere überzeugte im Normalhaarbereich, aber auch dünne Felle wurden bemängelt. Der Kopf bzw. Kopf und Ohren wurden bei allen Tieren gelobt, dennoch gab es kaum Tiere, deren Ohrenlänge unter 7 cm lag. Der langhaarige Schmuck wurde in Position 5 gleich bei 9 der 12 Tiere als sehr gut eingestuft, aber auch hier gibt es noch Verbesserungspotenzial. Zeichnung und Farbe konnten nur viermal gleichermaßen punkten; es gilt im nächsten Schritt unreine Farben und Abzeichen durch Verdrängung des Marderfaktors zu beseitigen, der noch allzu deutlich auf das aus Nordeuropa einge-führte Ausgangsmaterial hinweist."
Der Zuwachs an Mitstreitern hat natürlich auch einen Nachteil. Die Nachfrage nach in jeder Hinsicht einwandfreien Zuchttieren kann im Moment bei weitem nicht befriedigt werden, und so kommen auch Tiere zum Zuchteinsatz, die zwar in der Regel farblich sauber sind, aber doch noch Wünsche an Intensität und Verteilung der Zeichnung offen lassen.

Lena, Züchterin: Andrea Scholz, Jena - Februar 2011 mit Nachwuchs von einem 1.0 Fbzw; Foto: HornungDies ist aber in der ersten Phase einer Neuzüch-tung normal, da es hier darum geht, eine möglichst große genetische Breite herzustellen. Entscheidend für die Zucht ist die Farbreinheit. Die konkrete ideale Zeichnung unterliegt ohne-hin komplex wirkenden sogenannten Verstärkergenen. Und da die "Löwenmähnigkeit" eine "dominante" Anlage ist, bieten die z.T. bereits vorzüglich entwickelten Zuchten der rhönfarbigen Farbenzwerge einen unverzichtbaren Genpool. Dazu später mehr.

Partielle Langhaarigkeit - ein genetischer Defekt
Dass der Run auf die birkenstammfarbigen Löwenköpfchen natürlich auch mit dem niedlichen Aussehen dieser Geschöpfe zu tun hat, habe ich ganz vergessen zu erwähnen. Das niedliche Aus-sehen verdanken die nach EE-Terminologie "ZwKLK" ihrer partiellen Langhaarigkeit, welche die Fachautorin Heidrun Eknigk konsequent als einen genetischen Defekt bezeichnet (Kleine Genetikschule, Band II, Reutlingen: Oertel + Spörer, 2011) und den sie in einer weiteren mir vorlie-genden Studie mit dem wissenschaftlichen Befund der Hypertrichose (unnormales Haarwachs-tum) vergleicht. Das gleichzeitige Auftreten von Langhaar und Normalhaar bei den "Löwchen" und bei den Genter Bartkaninchen ist demnach zurückzuführen auf eine eigentlich krankhafte genetische Veränderung, die ein unterschiedliches und teilweise abnormes Haarwachstum her-vorruft. Nach dem Erscheinen unseres o.g. ersten Berichts erhielt ich weitere Unterlagen von Hermann Schmitt, Rodenbach, den ich als einen der erfahrensten Vertreter der experimentellen Kanin-chenzucht sehr schätze. Auch er spricht von einer genetischen Störung (Kaninchenzeitung 7/1997) und hat diesen "Defekt" experimentell untersucht. Die in unserem Bericht dargestellte Erscheinung des Keils, der die später normal behaarten Körperstellen markiert, hat H. Schmitt wie auch wir selbst nur an vermutlich reinerbig "mähnenhaarigen" Nestlingen beobachtet und aus der Perspektive der anormal behaarten Körperteile beschrieben:

"Bei der Verpaarung … traten zuweilen Nestlinge auf, die im Alter von wenigen Tagen ein gestörtes Haarwachstum zeigten, d.h., an den Bauchseiten bis zu den Hinterbeinen setzte das Haarwachstum verspätet ein. Diese Stellen waren völlig haarlos, während der Rücken bereits mit Haaren bedeckt war. Bei bestimmten Kaninchenfarben, bei denen Neugeborene pigmentiert sind, erkennt man diese Merkmale bereits nach der Geburt, weil die genannten Stellen rosafarbig sind. … Möglicherweise (ist) bei Bartkaninchen der seltene Fall gegeben, dass man reinerbige Träger des Bart-Gens bereits im Alter von wenigen Tagen erkennen kann."

Das folgende Foto macht deutlich, worum es geht.

Zucht und Foto: HornungNebenstehend ein rhönfarbiger Nestling im Alter von etwa 4 Tagen. Inzwischen ist an den ursprünglich längere Zeit nackten Stellen schon etwas Haar nachgewachsen. An diesen Stellen entsteht die längere und dünnere Behaarung von Flanken, Bart und Mähne. Der Rücken war bereits zwei Tage vorher behaart und zeigte schon zu diesem Zeit-punkt den so genannten Keil. Also gilt es zu merken: Wo das Haar eher wächst, bleibt es normal, wo es erst später zu wachsen beginnt, wird es dünner (Unterhaarstruktur), aber deutlich länger.
Nach bisherigen Erfahrungen sind die Nestlinge, die diese deutlich unterschiedliche Haarwuchserscheinungen haben, reinerbig in Bezug auf das "Mähnen-Gen", also nach vorläufiger Bezeichnung "MM"; aus der Verpaarung mit rhönfarbigen Far-benzwergen fallen zu 100 Prozent rhönfarbige Löwenköpfchen mit spalterbiger Haarwuchsanlage, also "Mm".

Exkurs: Genetische Abnormitäten
Wer im vorstehenden Abschnitt durch Vokabeln wie "Defekt", "Störung", "krankhaft" oder "ab-norm" aufgeschreckt worden ist, der sei darauf verwiesen, dass viele heute existierende Rassen ihre Existenz sprunghaften mutativen Veränderungen der Erbsubstanz verdanken, die immer eine Abweichung von der naturgegebenen Norm sind und die ohne den Schutz und die züchteri-sche Verarbeitung durch den Menschen schon kurz nach ihrem Auftreten wieder verschwunden wären. Die Hängeohrigkeit der Widderkaninchen, die Kurzhaarigkeit der Rexkaninchen, die Langhaarigkeit der Angora und der Fuchskaninchen, die Seidenhaarigkeit der Satin und natürlich auch die partielle Langhaarigkeit der Bartkaninchen und Zwerg-Bartkaninchen hätten im Überle-benskampf der freien Natur keine Chance. Oft waren solche Mutationssprünge mit geringerer Widerstandskraft und krankhaften Erscheinungen verbunden. Bekanntlich wurde die Krankheits-Anfälligkeit der ersten französischen Kurzhaarkaninchen durch Verpaarung mit kerngesunden Normalhaarkaninchen und durch Rückpaarungen mit begleitenden Selektionsmaßnahmen ver-drängt: "Biberkönige", Castor-Rexe, waren das bestaunte Ergebnis. Und, liebe Züchter der Hermelin und Farbenzwerge, was für die Rexe gilt, gilt in noch weit stärkerem Maße für unsere Ty-penzwerge. Die Anlage für die besondere Form der Verzwergung mit dem typischen, eigentlich überdimensionalen Kopf, von Robinson mit dem rezessiven Symbol "dw" - von englisch dwarf = Zwerg - bezeichnet, ist in reinerbiger Form "dw dw" tödlich, denn die damit behafteten "Küm-merlinge" sind, wie wir wissen, nicht lebensfähig. (Als Nebenbemerkung sei festgehalten, dass ich die Dw-Anlage als eine unvollständig dominante Anlage mit Großbuchstaben schreiben würde, also "Dw Dw", weil unsere Typenzwerge eine heterozygote, also spalterbige Zwischenform darstellen, während in Bezug auf das Vorhandensein dieser Anlage bzw. ihr Fehlen die "Kümmerlinge" einerseits und die im Gewicht um die 1500 Gramm und mehr liegenden "Großzwerge" mit normaler Kopf- und Ohrenbildung andererseits reinerbig zu sein scheinen.) Indirekt ist dies auch ein Grund, warum das Normalgewicht der Löwenköpfchen oberhalb des Gewichts der Hermelin und Farbenzwerge - also im Rahmen der Zwergschecken - festgelegt wurde. Die "Weißlinge" der Schecken (KK) sind aufgrund des Scheckenfaktors ebenfalls letal behaftet; eine Form von Letalität habe ich bisher im Falle der "Reinerbigkeit von Bart" (Schmitt) noch nicht beobachten können.

Dominanz oder Semi-Dominanz?
Bisherige Darstellungen zur Erbanlage der partiellen Langhaarigkeit gehen mangels wissenschaftlich fundierter Breitenforschung zwangsläufig von hypothetischen Annahmen aus. Hermann Schmitt vermutet in seinem Beitrag (Kaninchenzeitung 7/1997), dass die "Bart- oder Mähnenanlage" nur eine temporäre Erscheinung ist, die sich mit zunehmendem Alter verliert:

"Es ist aber leider so, dass mit fortschreitendem Alter ein Großteil dieser üppigen Jugendmähne ausfällt und manchmal nur einige wenige kleine Büschel langer flatteriger Haare übrigbleiben. Bei erwachsenen Rammlern fehlt die Mähne völlig, die Haare an der Schulter sind nur wenig verlängert. Von dem attraktiven Aussehen der Jungtiere bleibt bei den Erwachsenen leider nicht mehr viel übrig."

Lena Mitte März 2012 mit ihrem insgesamt fünften Wurf, 6 Nachkommen aus der Verpaarung mit NW467 9730; Bart und Stirnbüschel sind gut zu erkennen.Diese Beobachtung möchte ich, wie H. Schmitt es ausdrücklich wünscht, aufgrund meiner bisheri-gen Zuchterfahrungen ergänzen. Sowohl "Moritz" als auch "Lena" (Fotos) zeigten und zeigen im fortgeschrittenen Erwachsenenalter gut aus-geprägte Stirnbüschel, Bart und Mähne. Da beide aus der Verpaarung mit normalhaarigen Farben-zwergen in mehreren Würfen ausschließlich "löwenköpfigen" Nachwuchs hatten, liegt der Schluss nahe, dass es sich bei beiden um reinerbige MM-Vertreter handelt; bei beiden zeigte sich im Nestlingsalter nach Aussagen der Züchter auch der typische Keil.

Hinsichtlich des konkreten Phänotyps gilt es jedoch zu differenzieren. Wie bei vielen Anlagen - sei es die konkrete Erscheinung von Scheckenkaninchen, sei es, wie bereits erwähnt, die Birken-stammzeichnung als Auswirkung des sog. Japanerfaktors - unterliegt auch die konkrete Ausprä-gung von Stirnbüschel, Bart, Mähne und Rumpfvlies der differenzierenden Wirkung von Verstärkergenen. So ist das reinerbige Auftreten des "Bart-Gens" gelegentlich mit Begleiterscheinungen verbunden, die auf dem Hintergrund der Anforderungen der Musterbeschreibung unerwünscht sind. Beispielsweise zeigte "Moritz" sowohl eine längere Behaarung an den Ohren mit Tendenz zum Ohrenbüschel, als auch eine deutlich erkennbare Flankenbehaarung. "Lena" jedoch hatte von vornherein normale Ohrenbehaarung; die Flankenbehaarung hat sie inzwischen allerdings fast verloren, doch Bart und Stirnbüschel sind immer noch prachtvoll.

Der 1.0 rechts, NW 467 021 ist offenbar reinerbig MM – als Nestling mit Keil.Beim bereits erwähnten spalterbigen Nachwuchs zeigten sich ebenfalls deutliche Differenzierungen. Bei einigen Mm-Tieren war der "Schmuck" im jüngeren Alter trotz der Spalterbigkeit voll ausgeprägt und verlor sich ein wenig bei den folgenden Haarwechseln. Bei anderen, z.B. meiner Zuchthäsin 3.1.9 waren die besonderen LK-Rasseattribute von vornherein recht schwach ausgeprägt und gingen phä-notypisch fast vollständig verloren. Umso erstaunlicher ist das nebenstehende Zuchtergebnis aus der Verpaarung mit einem Mm-Rammler im Alter von 5 Wochen.

Vieles deutet also darauf hin, dass die mit dem vorläufigen Symbol "M" bezeichnete Anlage für das "Bart-Gen" unvollständig dominant ist und dass die spalterbige Zwischenform sich phänoty-pisch dahingehend auswirkt, dass sie bei entsprechenden Voraussetzungen nur im "Jugendkleid" für eine wirklich attraktive Ausstattung mit den Schmuckattributen sorgt und sich später verliert. Das bedeutet aber auch, dass bei Verpaarungen von Mm-Zuchttieren [entstanden aus der Kreu-zung von "MM-Tieren", sprich reinerbigen Mähnenkaninchen, und "mm-Tieren", sprich reinerbig nor-malhaarigen Farbenzwergen] alle normalen "mendelschen" Aufspaltungen beobachtbar sein müssten. Diesen Versuch habe ich gemacht.

Wurf vom 4. Dezember 2011, nunmehr im Alter von fast 15 WochenAuf nebenstehendem Foto rechts der Rammler NW467 021 aus dem Wurf vom 4. Dezember 2011, nunmehr im Alter von fast 15 Wochen, zusammen mit einem Mm-Bruder 022 (Mitte) und einer mm-Schwester 025 (links).

Dazu nun der Kommentar zur Abstammung beginnend mit der Großeltern "Moritz" und "Lena" und ihrer Verpaarung mit normalhaarigen rhönfarbigen Farbenzwergen:

"Moritz" und "Lena" finden sich in der Großelterngeneration als Nummer 3 und Nummer 6 im folgenden Abstammungsnachweis. Ausgehend von der Hypothese, dass beide reinerbig MM sind und dass die eingesetzten Farbenzwerge reinerbig mm sind, darf man annehmen, dass in der Elterngeneration sowohl der 1.0 NW467 5115 als auch die 0.1 NW467 319 heterozygot sind. Der 5115 wurde in Erfurt mit sg 8/5 und der Bemerkung "sg Bart, Stirnbüschel und Mähne" in Positi-on 6 bewertet; er bereichert nun die Zucht von Andrea Scholz, Jena. Die 319 ist bei mir in der Zucht geblieben, obwohl sie, wie bereits bemerkt, ihren Schmuck fast vollständig verloren hat. Nun also das Versuchsergebnis:

Der Wurf vom 4. Dezember 2011 setzte sich wie folgt zusammen:
1.0 NW467 021: vermutlich MM mit typischem Keil als Nestling und "vollem Putz";
2.1 NW467 022 bis 024: vermutlich Mm mit erkennbar geringer ausgeprägtem Schmuck;
0.1 NW467 025: vermutlich Normalhaaranlage mm, da von vornherein ohne jeden Schmuck.

Abstammungsnachweis für Rammler

Es wäre vermessen, ausgehend von diesem singulären Wurf und von den bisherigen beschränk-ten Beobachtungen Gesetzmäßigkeiten ableiten und behaupten zu wollen. Aber dennoch spricht das Zufallsergebnis Bände, und Gregor Mendel hätte es kaum besser voraussagen können.

Vielleicht bin ich noch einen Kommentar zur Generationenfolge schuldig: Alle Löwenköpfchen zeichnen sich bisher in meiner Zucht durch ausgesprochene Frohwüchsigkeit, Vitalität und Fruchtbarkeit aus, die Häsinnen dazu durch eine auffällig positive Milchleistung. Rammler und Häsinnen können ohne Probleme im Alter von 5 Monaten zur Zucht eingesetzt werden. Und es ist natürlich wichtig, dass auch auf diese Eigenschaften in der weiteren Entwicklung geachtet wird.

Fazit
Wie eingangs erwähnt, hat sich die Zahl der Zuchten geradezu explosionsartig entwickelt. Binnen Jahresfrist wurden 26 Zuchten in 11 LVs registriert. Gesunde Zuchtbreite und ehrgeiziger Wettbewerb werden schon das Ihre zur Qualitätsentwicklung beitragen, zumal die bereits in der Fachpresse erläuterten genetischen Grundlagen dem Club-, sprich Spezialzüchter keine besonderen Verständnis- und Anwendungsschwierigkeiten bereiten dürften.

Die vorläufige Beschränkung auf nur einen Farbenschlag halte ich übrigens gemeinsam mit der derzeitigen Mehrheit der Mitstreiter für eine sinnvolle Entscheidung und würde wie schon beim Bericht über die neuen Farbenschläge der gescheckten Farbenzwerge mit Mantelzeichnung vor einer unnötigen Verzettelung warnen. Natürlich wird sich später hinsichtlich weiterer Zeichnungen und Farben einiges tun.
Kommt Zeit, kommt Rat, und dann kommt ja auch noch der neue EE-Standard.
Grayan, im März 2012 - Walter Hornung